Yaks kennt man vor allem von Bildern. Woher genau stammen diese archaisch aussehenden Tiere?
Jana Otto: Das Yak ist eine Rinderart, die hauptsächlich im Hochland von Tibet lebt. Sein Aussehen, das fast an ein urzeitliches Wesen erinnert, ist geprägt von dem langen, dunklen Fell, dem langgezogenen Körperbau, einem markanten Buckel und den eindrucksvollen Hörnern.
Yaks gehören also zur Gattung der Rinder. Was unterscheidet Yaks von unseren Rindern?
Jana Otto: Das tibetische Hochland ist die höchstgelegene Ebene dieser Erde und wird daher auch das „Dach der Welt“ genannt. Ein Drittel dieses Gebiets, das in etwa so groß ist wie Grönland, liegt über 5.000 m hoch. Das ist höher als der höchste Punkt der Alpen, der Gipfel des Mont Blanc, mit seinen 4.810 m. Yaks leben also ganz anders als ihre europäischen Verwandten: Sie weiden auf kargen Hochlandsteppen, die einem extremen Klima ausgesetzt sind. Es gibt große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, schnelle und extreme Wetterwechsel und ganzjährig vorkommende Frosttage. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei -8 bis -24 °C. Die Höhe sorgt zudem für eine sehr intensive Sonneneinstrahlung. An all diese Bedingungen hat sich das Yak optimal angepasst.
Woran genau macht sich diese Anpassung bemerkbar?
Jana Otto: Sein ganzer Körperbau und Organismus ist von den Extremen seines Lebensraums, vor allem der Kälte, den großen Temperaturunterschieden und der dünnen Luft, geprägt: Herz und Lunge sind stark ausgeprägt und brauchen mehr Platz. Kaum ein Körperteil wird nicht von dem langen, dichten und mehrschichtigen Haarkleid bedeckt und geschützt. Die Haut der Yaks ist besonders dick und überaus robust. Sie ist so strapazierfähig, dass die zentralasiatischen Völker daraus Sättel, Riemen, Gürtel und sogar Boote herstellen.
Das klingt nach dem idealen Material für hochwertige Lederprodukte?
Jana Otto: In der Tat! Yak-Leder hat besonders dicht verbundene Collagenfasern. Das hat bei der weiteren Verarbeitung den Vorteil, dass es sehr dünn geschnitten werden kann. Das dünne Material ist dann besonders leicht, weich und flexibel, dabei aber immer noch überaus stabil und reißfest. Es lässt sich gut dehnen, bleibt jedoch formstabil. Yak-Leder weist aber vor allem eine hervorragende Wärmeisolation auf. Um bei herkömmlichem Rindsleder dieselbe Isolationswirkung, Haltbarkeit und Zähigkeit zu erreichen, würde man die doppelte Ledermenge benötigen. Das alles macht Yak-Leder zu einem idealen Material beispielsweise für warme, atmungsaktive und strapazierfähige Winterschuhe mit einem besonders anschmiegsamen,
soften Obermaterial.
Sieht man Yak-Leder seine Besonderheit auch an?
Jana Otto: Ja, das natürliche Erscheinungsbild von Yak-Leder ist geprägt von einer besonders starken, aber engen und feinen Narbung. Diese markante Oberflächenstruktur variiert von Leder zu Leder und macht so jedes Produkt zu einem Unikat. So gesehen sind Schuhe aus Yak-Leder also Produkte für Menschen, die das Einzigartige und Individuelle mögen und zu schätzen wissen.